Interview – Kunstpreis Brandenburg


Interview im Rahmen der Verleihung des Kunstpreises Brandenburg 2017

Patrizio Medagli, Herausgeber von „Der Kunstblitz“ interviewte die Preisträger, hier ein Auszug:
Medagli: Ich habe festgestellt, dass in ihren Landschaften der Mensch abwesend ist, die Landschaften sind leer, es gibt nur Natur ohne Mensch. Ist das ein Zufall oder eine gewählte Lösung für Sie?
Seelmann: Es gibt ein paar Bilder auf denen auch der Mensch auftaucht, aber es ist tatsächlich auch eine bewusste Entscheidung, dass der Mensch meist nicht da ist, denn ich möchte Landschaften schaffen, die eine Öffnung, eine Durchlässigkeit schaffen für den Betrachter, sich wirklich ganz zu versenken. Das ginge für mich glaube ich nur mit einem Menschen in der Rückenposition, wie es C.D.Friedrich auch gemacht hat. Das war auch die einzige Wahl, die ich bisher getroffen habe mit der Rückenposition. Meine Absicht ist es, dass diese Landschaften auf den Betrachter Energie abgeben, den Raum öffnen für Versenkung.
Medagli: Spontan kommt mir die Frage, sind es Landschaften die in der Tat existent sind, die sie sehen oder fotografieren oder sind es erfundene Phantasielandschaften.
Seelmann: Der Ausgangspunkt ist tatsächlich immer eine reale Landschaft. Mein erster Ausgangspunkt war: Vor über einem Jahr habe ich eine Pilgerwanderung auf dem Franziskusweg von Florenz nach Assisi gemacht. Und ich habe vorher eigentlich viele Jahre fast nur abstrakt gearbeitet, und dann sprangen mich die Motive in dem Wald so an, dass ich gemerkt habe, dass das was ich vorher in meinen abstrakten Bildern ausgedrückt habe, das „sehe“ ich auch wirklich in der Natur. Seitdem mache ich Fotos, ich mache relativ unspektakuläre Handyfotos, die mir für die Komposition dienen. Die malerische Umsetzung die eine ganz eigene Farbigkeit und Atmosphäre hat ist ein Versuch das auszudrücken was ich in der Natur erlebe. (Wildau 22.10.2017)